Interaktive Medienobjekte
von Lilo Mangelsdorff und Wolfgang Schemmert Closed-Loop Installation, die den Zerfall eines Videobildes in einem unendlichen Kopierprozeß zum Thema hat. Eine Kamera filmt den Monitor ab. Mit Hilfe zweier älterer Videorecorder mit offenen Spulen, einer Bandschleife und eines elektromechanischen Synchronisationsreglers wird ihr Videosignal um circa 20 Sekunden verzögert, mit einem computergesteuerten Schrift- und Grafikgenerator gemischt und wieder auf dem Monitor abgebildet. Die Besucher der Installation treten beim Betrachten des Monitorbildes unwillkürlich in das Bildfeld der Kamera und werden somit in den Zerfallsprozeß einbezogen. Die Auswahl der eingeblendeten Texte regt an zur meditierenden Betrachtung. Galerie Werth, Frankfurt Die Oberfläche gehört allen
von Wolfgang Schemmert
In einer Gesellschaft, deren Kommunikation auf dem Austausch von Bildern beruht, wäre die freie Benutzung aller öffentlich sichtbaren Oberflächen für SprayerInnen, PlakateurInnen, ProjekteurInnen eine demokratische Grundforderung. Das impliziert, daß jeder Dilettant Meisterwerke vernichten kann und darf. Die Videoinstallation soll diese These - auch in ihrer Widersprüchlichkeit - zur praktischen Diskussion stellen. Eine ursprünglich von mir als "Autor und Besitzer" gestaltete Oberfläche wird öffentlich in einem visuellen Dialog fortgeschrieben.
Freiburger Videoforum
Videoschlitz
von Wolfgang Schemmert
Katalogtext Osnabrück 1991: Eine bei Sportereignissen eingesetzte fotografische Zielkamera funktioniert anders als eine übliche Kamera: Statt eines Zeit-Verschlusses hat sie einen schmalen senkrechten Schlitz, durch den das Licht auf den mit kontinuierlicher Geschwindigkeit transportierten Film fällt. Es wird also niemals eine zweidimensionale Filmfläche belichtet, sondern es werden sozusagen viele eindimensionale Raum-Zeit-Ausschnitte zu einem Gesamtbild in der zweiten Dimension aneinandergefügt. Genau diesen Schlitzeffekt erzeuge ich mit VideoComputer-technischen Mitteln: Ein speziell konstruierter Videobild-Digitizer überträgt von dem eingespeisten Video-Kamerabild nur die in der Mitte des Bildfeldes gelegene Pixel-Spalte auf den rechten Rand des Computerbildschirms - 50 mal in der Sekunde. Zugleich wird das vorher angezeigte Bild um eine Spalte nach links geschoben (siehe Skizze). Dadurch entsteht auf dem Bildschirm der visuelle Eindruck eines kontinuierlich von rechts nach links laufenden Bildbandes.
Anders als bei der konventionellen Fotografie wird nur Bewegug scharf abgebildet (vor allem Bewegung in horizontaler Richtung), Ruhe dagegen verzerrt zu konturlosen Bändern.
"Eine in ihrer Einfachheit verblüffende Installation gelang dem Offenbacher Wolfgang Schemmert. Deren Prinzip beruht auf der Funktionsweise der Zielfotografie beim 100-Meter-Lauf. Statt einer beweglichen Verschlußklappe besitzt die Linse der Zielkamera eine statische Öffnung. Die Belichtungszeit vergeht, indem der Film selbst an der Linsenspalte vorbeigespult wird. Auf diese Weise ist alles, was der belichtete Film abbildet, verschwommen. Mit Ausnahme der Läufer, die sich mit der Geschwindigkeit des transportierten Films fortbewegen.u.a.: Freiburger Videoforum Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest European Media Art Festival Osnabrück 5. VideoFest Berlin Experimenta Melbourne
Marilyn
von Lilo Mangelsdorff und Wolfgang Schemmert
Die Projektion eines Videobeamers zeigt das Gesicht von Marilyn Monroe, es verändert sich als Reaktion auf die Bewegungen des Publikums. In einem Computer sind 24 verschiedene Porträtfotos von Marilyn Monroe gestapelt. Sie sind so aufeinander abgestimmt, daß sie beim 'Durchblättern' nach der Art des 'Daumenkinos' einen kurzen Film ergeben würden. Abweichend von der klassischen Kinoprojektion wird bei dieser Installation aber nicht bildweise, sondern pixelweise geblättert, das Gesicht wird als permanent aus den verschiedenen Teilbildern neu übereinander geschichtet. Die Bewegungen des Publikums im Raum werden von einer in Aufsicht angeordneten Videokamera registiert. Das Videosignal der Kamera wird vom Computer digitalisiert, einer Echtzeit-Bildanalyse unterworfen und als virtuelle Maske auf das jeweils sichtbare Marilyn-Bild übertragen. An solchen Stellen, an denen die Videokamera signifikante Bewegungen des Publikums registriert, wird der Marilyn-Film pixelweise transportiert. Je nach Bewegung des Publikums ist z.B. gleichzeitig der 10., der 2. und 15. Kader ausschnittweise sichtbar, die Schichten verfließen zunehmend und permutieren punktuell.
KunstArt '96, Bockenheimer Depot, Frankfurt |